Heute klaue ich einfach mal den Post von meiner Tochter Kuhmaedchen
Wenn man ihre Worte auch nicht 100% auf mich übertragen kann, so beschreibt sie doch sehr treffsicher die Angst, die wir um Tetra hatten:

„Ich habe in der letzten Woche um das Leben des Kuhpferdes gebangt. Das kann ich sagen, ohne zu übertreiben. Vergangenen Freitag hatten wir einen ganz normalen Termin zum Beschlagen bei unserem Schmied. Alles war wie immer. Das Kuhpferd hat sich angestellt, als hätte ihr letztes Stündlein geschlagen. Doch diesmal lag sie damit gar nicht so falsch. Der Schmied setzte auf einmal ein ernstes Gesicht auf und erzählte mir etwas von einem großen Hohlraum unter der Hufwand. Von einer „bakteriellen Sache“. Davon, dass er vielleicht die Hufwand über die Fläche des halben Hufes hinweg entfernen müsste. Dass ich in diesem Falle das Reiten für den Rest des Jahres aus dem Kalender streichen könnte.

Der volle Umfang dessen, was er mir gesagt hat, wurde mir erst bewusst, als ich seine Worte zu Hause für meine Familie wiederholte. Probleme mit den Hufen sind der vielleicht schlimmste Albtraum eines jeden Pferdebesitzers. Ein Pferd, das nicht laufen kann, führt kein lebenswertes Leben. Und ein betagteres Pferd wie mein Kuhpferd, das über Monate hinweg stehen muss, kann danach vielleicht nie wieder ordentlich laufen. Mein Schmied sagte zwar, dass es definitiv ein gutes Zeichen sei, dass das Kuhpferd ihren Huf nahezu schmerzfrei belasten könne, aber wenn sich solch dunkle Gedanken erstmal in deinem Hirn festgesetzt haben, gehen sie so schnell nicht wieder, vermehren sich und feiern wilde Partys auf deine Kosten.
Ich habe versucht, nicht vom schlimmsten Fall auszugehen. Doch Gedanken lassen sich nicht ausschalten und irgendwann stand ich vor der Frage: Was wäre, wenn? Wenn ich das Kuhpferd verlieren würde? Ich habe versucht, es mir vorzustellen, aber ich konnte es nicht. Das Kuhpferd ist Teil meines Lebens. Meiner Existenz. Ein Teil von mir. Ich bin unheimlich stolz auf alles, was wir zusammen gelernt und geleistet haben. Ich möchte jedem neuen Menschen, den ich kennenlerne, sofort von ihr erzählen. Sie verkörpert, was ich bin. Was ich am Leben liebe. Pferde. Die Arbeit mit Pferden. Tiefe Freundschaft. Partnerschaft. Oder wie immer man es nennen will. Ohne Kuhpferd gibt es auch kein Kuhmaedchen. Nur noch ein Mädchen. Einer leere Hülle. Nichts weiter.
Ich weiß, es gibt Menschen, die über mich lachen würden. Die die Naivität eines pferdeverrückten Mädchens mit einem Kopfschütteln quittieren würden. Aber diese Menschen verstehen nicht und sie tun mir leid. Sie wissen nicht, wie groß die Erleichterung und die Dankbarkeit waren, die ich empfunden habe, als der Schmied gestern Morgen Entwarnung gab und alles mit einem vergleichsweise kleinen Loch in der Hufwand und etwas Jod zum Desinfizieren getan war. Mir sind echte Felsbrocken vom Herzen gefallen. Und dann habe ich gelacht, als mir auffiel, dass ich über all die Aufregung beinahe übersehen hätte, dass das Kuhpferd heute Geburtstag hat.“